Märker nimmt bauma-Exponate wie den Cat D11T und Cat 777G in Betrieb

PS-Profi, YouTube-Star und Moderator Jean Pierre „JP“ Kraemer war selbst dabei und drehte darüber einen Film, als eine der größten Planierraupen der Welt im amerikanischen Peoria bei Caterpillar vom Band lief und dann ihre Reise auf dem Seeweg über den Großen Teich nach Deutschland zur bauma antrat. Dort war sie aufgrund ihrer Größe zweifelsfrei einer der Besuchermagnete in der Halle B6 auf dem Messegelände in München-Riem. Doch das war nur eine Zwischenstation für den D11T des Baumaschinenherstellers und seines Vertriebs- und Servicepartners Zeppelin. Das eigentliche Ziel hatte der Dozer erst Ende April erreicht, als er in Harburg bei der Firma Märker eintraf und dort in der Werkstatt die Endmontage zur Inbetriebnahme erfolgte.

Bei Märker in Harburg erfolgt nach der bauma die Inbetriebnahme des neuen Dozers. Hier mit Rudolf Wühr (rechts), Prokurist und Leiter Instandhaltung bei Märker, seinen Kollegen wie den Fahrern und Willi Krah (links), Zeppelin Niederlassungsleiter.

Das Unternehmen aus dem Nördlinger Ries bezieht seit 1991 seine Kettenraupe in der 104-Tonnen-Klasse bei Caterpillar aus Peoria. Dort ist der Ursprung für alle Dozer dieser Dimension, die rund um den Globus im Einsatz sind. Was ihnen den Stempel Schwergewicht verleiht: Alleine der Rahmen bringt rund 10 000 Kilo auf die Waage und 114 Kilo schwer sind die Schweißdrähte am Rahmen, die für den Zusammen- halt des gelben Eisens sorgen. Angesichts der Kräfte, die auf die Raupe bei Märker einwirken, wenn sie mit ihren 70 Tonnen Schubkraft und ihrem sechs Meter breiten Schild bis zu 70 Tonnen Kalkgestein und Ton abschiebt, braucht das die Baumaschine auch – schließlich muss sie Kriterien wie Stabilität und Langlebigkeit erfüllen.

„Mit seinem Reißzahn dringt der Dozer bis zu 1,50 Meter in das harte Material ein“, erklärt Rudolf Wühr, Prokurist und Leiter Instandhaltung bei Märker.

Was von dem Dozer abverlangt wird, ist ein ganz schöner Kraftakt. Ein Cat Zwölfzylinder-Dieselmotor C32 mit 32 Liter Hubraum liefert dafür die Leistung von 634 kW beziehungsweise 850 PS und stellt mit seinem Antrieb ein Drehmoment von 5 300 Newtonmeter bereit. „Mit seinem Reißzahn dringt der Dozer bis zu 1,50 Meter in das harte Material ein“, erklärt Rudolf Wühr, Prokurist und Leiter Instandhaltung bei Märker. Raupenfahrer Rainer Spielberger, einer der rund 600 Beschäftigten der Märker-Gruppe, rammt den Reißzahn der Baumaschine in den Untergrund, um das Material mit einer Druck- und Zugbewegung des Reißzahns aus dem Gestein zu lösen. Mit dem Dozerschild wird dann der gelockerte Naturstein geschoben.

Auch wenn Sprengungen in dem Gewinnungsbetrieb heute noch an der Tagesordnung sind, so wurden diese durch den Raupeneinsatz reduziert. Typisch für das Abbaugebiet von Märker: Das Gestein ist zerklüftet und weist viele Spalten auf. Darauf muss beim Abbau, der Sprengung und dem Maschineneinsatz Rücksicht genommen werden. Denn vor 15 Millionen Jahren schlug in der Region ein Meteorit ein und formte das Nördlinger Ries samt seiner Gesteinszusammensetzung. Dies hat bis heute weitreichende Folgen für die Qualität und die Eigenschaften des Zements, des Betons, des Kalks, des Putzes und des Mörtels von Märker. Der Meteoriteneinschlag führte zu einer Durchmischung der Auswurfmassen, was bei der Gewinnung des Rohmaterials beachtet werden muss. Doch mithilfe des Reißzahns ergibt sich eine bessere Homogenisierung für die daran anschließende Zementproduktion.

Sicherer ist durch die klappbare Leiter der Zugang zur D11T geworden.

Beim Raupeneinsatz geht es mitunter ganz schön steil zu Sache – Steigungen von weit über 20 Prozent sind keine Seltenheit. „Mir wurden in der Kabine aber auch schon mal 56 Prozent angezeigt“, so Rainer Spielberger. Was bei anderen Maschinisten Nervenflattern auslösen würde, ist für ihn reine Routine. „Steile Fläche zu bearbeiten, macht mir nichts. Ich mache mir vorher Gedanken, was zu tun ist und lege dann los. Raupe fahren ist eine reine Bauchentscheidung und keine Kopfsache. Wenn mein Bauch sagt, bis hierher und nicht weiter, dann höre ich eben auf. Vor allem will ich nichts übers Knie brechen und die Maschine nicht unnötig schinden“, so Spielberger. Dass er seine Arbeit sicher ausführen kann, dafür wurde seitens des Betriebs gesorgt. So bekam die Raupe extra breite Ketten mit 900 Millimetern, statt der üblichen 710 Millimeter Kettenbreite. Denn so verfügt die Maschine über ausreichend Standsicherheit, wenn der Fahrer in Mergelschichten arbeiten muss. Sicherer ist außerdem der Zugang zu seinem Arbeitsplatz geworden: Während der Fahrer früher über den Schubrahmen und das Laufwerk nach oben beziehungsweise unten steigen musste, hat er es nun deutlich leichter. Er kann sich nun festhalten und direkt über die klappbare Leiter eine Plattform zum Fahrerhaus erreichen. Dieser Vor- teil wird vor allem im Einsatz in den Wintermonaten sichtbar, wenn der feuchte Mergel im Laufwerk hängt und somit kein fester Stand beim Auf- und Absteigen möglich ist. Hat der Fahrer seinen Arbeitsplatz erreicht, klappt die Leiter automatisch nach oben. Erst dann kann er mit der Maschine Gas geben, ansonsten fährt sie nicht. Das dient zu seinem Schutz.

Mit 70 Tonnen Schubkraft schiebt der 104-Tonnen-Dozer Kalkgestein und Ton.

Märker gewinnt im Schnitt täglich Tausende Tonnen Kalkgestein – über das gesamte Jahr verteilt macht die Fördermenge weit über 1,6 Millionen Tonnen aus. Jährlich häufen sich mit dem Dozer im Ein-Schicht- Betrieb bis zu 1 500 Einsatzstunden an. Rund 12 000 Betriebsstunden wird damit bei Märker gearbeitet, dann steht – wie soeben – ein Gerätewechsel an. Der Vorgänger war seit 2011 im Einsatz. Er ging damals zusammen mit einem Cat Radlader 992K in Betrieb, dem die Raupe zuarbeitet. Der über hundert Tonnen schwere Dozer schiebt das Material zusammen, damit es der Cat Radlader 992K mit seiner gut zwölf Kubikmeter fassenden Schaufel aufnehmen kann. Rund hundert Tonnen des Materials schlägt er dann in wenigen Ladespielen auf Cat Muldenkipper mit einem Gesamtgewicht von rund 165 Tonnen um.

Raupenfahrer Rainer Spielberger auf seinem neuen Arbeitsgerät.

Auch bei den Skw stand bei Märker ein Gerätewechsel an, der wie bei der D11T direkt nach der bauma erfolgte. Das Messeexponat in Form eines Cat 777G, das Caterpillar und Zeppelin in München in der Messehalle B6 präsentiert hatten, ließ die Zeppelin Niederlassung Ulm wie die neue Raupe nach Harburg transportieren. Außendienstmonteur Gerhard Wittmann und Auszubildender Florian Kupka kümmerten sich zusammen mit den Monteuren von Märker um die Endmontage. So musste vor Betriebsstart noch eine neue Fahrerkabine installiert werden. Der neue 777G wird den alten 777F ersetzen. Neuerungen bei Neumaschinen bedeuten jedoch erst einmal auch eine Umstellung für den Fahrer: Der Sitz in der Kabine des Cat 777G, die nun einen vergrößerten Innenraum aufweist, ist nicht mehr mittig, sondern außen angeordnet. Ausgestattet wurde diese mit einem neuen Cat-De-Luxe-Komfortsitz mit Vier-Punkt-Sicherheitsgurt. Eine ebenfalls neue Konsole mit integriertem Kipp- und Getriebesteuerhebel soll die Bedienung wesentlich bequemer machen. Durch die Neuanordnung der Bedienkonsole wurde die Sicht auf die neuen Farbbildschirme mit Touchfunktion deutlich verbessert. Mehr Komfort verspricht die Reduzierung des Schalldruckpegels (Innengeräusch), dieser ist gegenüber der Vorgängerkabine um 50 Prozent reduziert worden. Überroll- und Steinschlagschutz (ROPS/FOPS) wurden komplett in die Kabinenkonstruktion integriert. Frontfenster und linkes Türfenster bestehen nun aus Verbundglas. Als direkter Notausstieg dient das Klappfenster auf der rechten Seite. Ein bodennaher Motorstoppschalter und das Notlenksystem runden das Sicherheitspaket ab. „Das Unternehmen hat weltweit die erste Maschine mit dem neuen Komfort- und Sicherheitskonzept erhalten. Mit den vielen Sicherheitsfeatures zeigt sich Märker als Vorreiter in Sachen Sicherheit“, erklärt der Zeppelin Niederlassungsleiter Willi Krah.

Damit werden in Summe drei Muldenkipper vom Typ Cat 777G den Materialtransport bei Märker übernehmen. Beladen wird die neue Mulde neben dem Cat 992K auch von einem Hochlöffelbagger, der in dem angrenzenden Abbaugebiet Bräunlesberg eingesetzt wird. Dieses kam Mitte der 90er-Jahre hinzu, um langfristig die Versorgung mit Rohstoffen für die Kalk- und Zementproduktion sicherzustellen. Der dafür gewonnene Rohstoff wird vorgebrochen und dann über ein 1,7 Kilometer langes Förderband zum Werksgelände befördert.

Vor 130 Jahren hatte August Märker dort den Grundstein für das Unternehmen mit der Gründung eines Stein- und Kalkwerks gelegt. Drei Jahre später wurde von ihm eine Ziegelei geschaffen. Der Zementproduktion widmete er sich seit 1906. Doch zwei Jahre danach
hatte ein großer Brand die gesamten Produktionsanlagen vernichtet. Der Firmengründer machte sich an den Wiederaufbau. In den folgenden Jahrzehnten – vor allem seit den 60er-Jahren – nahm das Unternehmen Fahrt auf. Heute gehören zur Märker-Gruppe nicht
nur Abbaustätten in Harburg, sondern auch Kies- und Sandwerke, Transportbetonwerke, ein Zementmahlwerk in Lauffen sowie ein Kalkwerk in Herrlingen.

Mai/Juni 2019