Cat Baggerflotte rollt an für Essens neues Stadtquartier

Nach dem bereits erfolgten und artgerechten Umzug von Kreuzkröten und Flussregenpfeifern bezog die große Flotte an Cat Baumaschinen zum Start von Essen 51, dem neuen Stadtquartier, ihre Position: Denn die Ruhrmetropole verändert sich im Zuge des Strukturwandels und nimmt langsam konkrete Formen an, insbesondere auf der Fläche rund um den Förderturm der Zeche Amalie. Sie allein hat die Dimension von 50 Fußballfeldern zusammengenommen. Essen 51 – das wird der neue 51. Stadtteil, der auf dem nördlichen Teil des Krupp-Gürtels auf einer Bruttogeschossfläche von 500 000 Quadratmetern und als eines der größten innenstadtnahen Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands entsteht.

Hinter der milliardenschweren Investition steht die Thelen-Gruppe, die das Quartier entwickeln, bauen und vermarkten wird und zwar komplett in Eigenregie. „Wenn alles aus einem Guss kommt, haben wir wenige Schnittstellen, sind flexibel bei Entscheidungen und können das große Bauvorhaben zügig und effektiv umsetzen. Daher haben wir ein Expertenteam mit ins Boot geholt“, führt Christoph Thelen, Geschäftsführender Gesellschafter, aus. Das Unternehmen hat gleich eine eigene Baugesellschaft aus der Taufe gehoben und das notwendige Fachpersonal eingestellt. Thelen Construction muss rund 375 000 Kubikmeter Boden bewegen, um das Geländeprofil für Straßen, Plätze und Gebäude herstellen zu können. Hinzu kommen Rückbau und Böden- sowie Bauschuttaufbereitung. Tief-, Erd- und Straßenbau müssen auf den Industrieflächen realisiert werden, die ThyssenKrupp in Form eines aufsehenerregenden Immobiliendeals als Gesamtpaket 2016 veräußert hat, als sich der Industriekonzern von seinen nicht betriebsnotwendigen Immobilien und Grundstücken trennte.

Eine Cat Flotte muss 375 000 Kubikmeter Boden bewegen, um das Geländeprofil für Straßen, Plätze und Gebäude herzustellen. Hinzu kommen Rückbau und Böden- sowie Bauschuttaufbereitung.

Zwischen der Bottroper Straße, der Pferdebahnstraße und dem Berthold- Beitz-Boulevard sind über 1 800 neue Wohnungen geplant. Sie richten sich an alle Alters- und Einkommensstrukturen. Es soll ein breit gefächertes Wohnangebot geben, das sozial geförderte Wohnungen, altersgerechte Wohneinheiten, Eigentumswohnungen, Penthaus- Luxus-Wohnungen und Stadthäuser beinhaltet. Dazu kommen Büros, Restaurants und Geschäfte. Moderne Mobilitätskonzepte sind genauso vorgesehen wie neue Arbeitsformen und innovative Energiekonzepte. Trends wie Smart Home, Co-Working, eine Imkerei auf dem Dach oder eine Hausbrauerei sind angedacht. Die Bruttogeschossfläche umfasst 500 000 Quadratmeter. Büro- und Gewerbeflächen sollen rund zwölf Hektar in Anspruch nehmen. Wohnquartiere inklusive Nahversorgung und soziale Einrichtungen sollen auf rund sieben Hektar entstehen. Der Grünanteil mit Gewässerzonen macht rund elf Hektar und insgesamt 20 Prozent der Gesamtfläche aus. Er dient nicht nur der Naherholung, sondern soll dazu beitragen, die Kosten für die Infrastrukturmaßnahmen zu minimieren. Vorgesehen ist ein Gewässerlauf auf einer Länge von 1,4 Kilometern inklusive fünf Teiche, welche die anfallende Niederschlagsmenge aufnehmen. Hinzu kommt ein drei Kilometer langer Mischwasserkanal, der Schmutz- und Abwasser auffängt.

Allein wegen der Größenordnung des Bauvorhabens hat die Thelen-Gruppe bei der Zeppelin Niederlassung Oberhausen ein Maschinen-Paket eingekauft, das aufgrund der Bandbreite seines Gleichen sucht. Gebraucht werden für die Vielzahl der unterschiedlichsten Bauaufgaben Cat Kettenbagger wie die 374F, 352F, 336F, der Mobilbagger M322F, die Minibagger 303.5E und 302.4D, die Raupe D6N, die Dumper 730C und 745C, die Walze CS66B, die Radlader 972MXE, 908M sowie 906M, der Kompaktlader 216B und Deltalader 299DXHP. „So eine Anfrage erhält man nicht alle Tage und wenn man wie ich aus Essen stammt, ist es natürlich eine Herzensangelegenheit, dass man für ein solches Großprojekt in dieser Dimension Cat Maschinen liefern will“, meint Hans-Jörg Offermann, der als Gebietsverkaufsleiter zusammen mit Niederlassungsleiter Andreas Tiedmann die erforderliche Baumaschinentechnik zusammenstellte. Damit holte die Thelen-Gruppe einen Baumaschinenlieferanten an Bord, der ein Rundum-Sorglos-Paket aus einer Hand anbieten kann und aufgrund seiner Aufstellung im Service Verfügbarkeit und Sicherheit garantiert – „und das, falls nötig, 24 Stunden sieben Tage die Woche“, wie Andreas Tiedmann, der die Zeppelin Niederlassung Oberhausen leitet, unterstreicht. „Nach Abwägung aller wirtschaftlichen Faktor haben wir uns für Zeppelin entschieden, weil Zeppelin und Caterpillar in der Branche bekannt sind für leistungsstarke Produkte in Verbindung mit einem guten Service“, bestätigt Christoph Thelen.

Christoph Thelen (Mitte), Geschäftsführender Gesellschafter, Andreas Tiedmann (rechts), Zeppelin Niederlassungsleiter, und Hans-Jörg Offermann (links), Zeppelin Gebietsverkaufsleiter. Fotos: Zeppelin

Bestandteil des Ausrüstungskonzepts: Die Maschinen müssen multifunktional eingesetzt werden können. Das heißt zum Beispiel für den Kompaktlader: Er soll einen Mulcher für Rodungsarbeiten, eine Erdbauschaufel für Erdarbeiten und eine Staplereinrichtung für Transporte nutzen können. Umfangreich ist die Werkzeugpalette, auf die die Thelen Construction zurückgreifen kann, auch bei den Großgeräten. Bei den Baggern reicht die Bandbreite des Einsatzes vom Bodenaushub über den Rückbau der schweren Fundamente der alten Industrieanlagen bis hin zur Tiefenenttrümmerung, was Tieflöffel, aber ebenso Hammer, Greifer, Scheren und Magnet erfordert. Denn zu erwarten sind dicke Armierungen, welche die Baumaschinentechnik stemmen, brechen, schneiden und sortieren muss. Mit der Vielfalt der Werkzeuge verbunden ist auch hohes Tempo, wenn es an das Wechseln geht, was etwa durch die OilQuick-Schnellwechsler sichergestellt wird.

Da der Untergrund – historisch bedingt – unangenehme Überraschungen bergen kann, müssen Mitarbeiter mit den Maschinen Vorsicht walten lassen. So wird mit etlichen Kampfmitteln gerechnet – ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg wurde bereits entschärft. „Hier wurden früher einmal Kriegswaffen produziert und so wurde das Gelände bevorzugt bombardiert“, erklärt Christoph Thelen. Was bedeutet das für das Vorgehen? „Um Kampfmittel freien Baugrund zu schaffen, wird der Boden im sogenannten Roll-Over- Verfahren bis zu fünf Meter aufgenommen, auf Kampfmittel untersucht und danach wieder lagenweise eingebaut und verdichtet. Alte Bausubstanz und Fundamente, Hohlräume sowie frühere Leitungen und Kanalsysteme werden allesamt entfernt. Überschüssige Bodenmassen werden wieder eingebaut, sofern sie unbedenklich sind und den gesetzlichen Vorgaben entsprechen“, erklärt Stefan Christochowitz, Geschäftsführer von Thelen Baumanagement.

Bei allen Arbeitsschritten wirken die Cat Geräte mit. „Alle Maschinen entsprechen den aktuell höchsten Anforderungen in Bezug auf niedrige Abgas- und Lärmemissionen. Gerade für dieses innerstädtische Bauprojekt ein zusätzlich ganz wichtiges Argument für unsere Maschinentechnik“, so Andreas Tiedmann.

Neben den Massenbewegungen und der Materialaufbereitung müssen die Baumaschinen zukünftige Tief- und Straßenbauarbeiten ausführen können. Denn alleine im ersten Bauabschnitt entstehen rund 600 Meter neue Straßen. Die Bottroper Straße wird von vier auf sechs Spuren ausgebaut sowie bestehende Fahrspuren werden saniert. Außerdem müssen im Zuge der Erschließung Kanäle und Leitungen verlegt werden.

Ikea wird sich zuerst in Essen 51 ansiedeln. Infrastruktur- und Erschließungsmaßnahmen sind die anstehenden Schritte, damit der schwedische Möbelkonzern mit der Bauvorbereitung und dem Bau seines neuen Standortes beginnen kann. Zum erforderlichen Gelände-Höhenausgleich finden zunächst auch Umschichtungen von rund 60 000 Kubikmeter Bodenmassen statt. Doch wie steht es um den Zeitplan? Dazu Carsten Faust, Thelen Geschäftsführer für den Bereich Engineering: „Inzwischen liegt das Planungsrecht für den nördlichen Entwicklungsbereich vor. Für den südlichen Bereich wurde das B-Plan-Verfahren eingeleitet, das 2019 beendet sein soll. Obwohl es sich bei Essen 51 um ein Großprojekt handelt, besteht die Möglichkeit, das Projekt in seiner Gesamtheit in mehrere Abschnitte zu teilen. Dadurch kann man bei eventuellen Verzögerungen besser reagieren und gefährdet weniger den Endfertigstellungstermin.“ Der erste Spatenstich ist für den 6. März 2018 anvisiert. Dann nimmt die Cat Flotte richtig Fahrt auf.

Januar/Februar 2018