Mit Zylfix Hydraulikzylinder von Baumaschinen in knapp einer Stunde wieder flottmachen

Ohne sie bewegt sich keine Baumaschine: Hydraulikzylinder. Sie sind Teil der Antriebstechnik und ein wesentliches Element der Fluidtechnik. Einen Bagger, Radlader oder Dozer versorgen sie mit der nötigen Kraft, indem sie mithilfe von Hydrauliköl hydraulische in mechanische Energie umwandeln. Eingesetzt werden Hydraulikzylinder zum Heben, Senken, Verschieben oder Verriegeln von Lasten. Doch die Leistung kann ein Zylinder nur bringen, wenn er gut in Schuss ist und immer wieder bei einer Wartung auf den Prüfstand kommt. Damit verbunden sind auch etliche Herausforderungen, wie etwa schwergängige Schraubverschlüsse, die sich ohne Monsterkräfte kaum lösen lassen. Für solche Fälle gibt es Zylfix: eine überdimensionierte Werkzeugbank mit einem riesigen Drehmomentschlüssel, mit dem Werkstätten Zylinder bis 50 000 Nm zur Montage und Demontage, Reparatur und Wartung bearbeiten können. 

Wenn Baumaschinen immer mehr Leistung bringen müssen, geht es einher mit immer größeren und stärkeren Hydraulikzylindern. Doch die Werkstattausstattung hielt mit dieser Entwicklung nicht immer sofort Schritt. Weil Not bekanntlich erfinderisch macht, wurde dann oftmals improvisiert, um das benötigte Drehmoment zu generieren und mit brachialer Kraft festgefressene Zylinderverschlüsse zu öffnen. Doch das war nicht ungefährlich. „Ein festsitzender Kugelschreiber knackt und ruckelt schon mal beim Öffnen, und das bei gerade mal einem Nm Losbrechmoment. Was denken Sie, was in einer Werkstatt los ist, wenn sich ein Zylinder erst bei 50 000 Nm schlagartig öffnet? Wenn dabei nicht alles unter Kontrolle ist, kann das tödliche Folgen haben“, so Martin Trenkle. 2010 startete der Geschäftsführer aus Dachau mit der Entwicklung einer Maschine für sicheres Arbeiten an Hydraulikzylindern. Drei Jahre später war der erste Prototyp betriebsbereit. Zeppelin führte die Werkzeugbank mit dem riesigen Drehmoment erstmals in seiner Niederlassung Garching ein, um damit Hydraulikzylinder von Baumaschinen bearbeiten zu können. Nach erfolgreichem und monatelangem fehlerlosen Produktionsbetrieb erfolgte der Start der Serienproduktion. Die ersten fünf Maschinen der Typbezeichnung Zylfix 50- 6000 verließen recht schnell den Maschinenbauer Trenkle in Dachau und weitere Anlagen folgten in den nächsten Jahren. 2015 wurde dafür auch das EP Patent erteilt und Martin Trenkle nahm die PCT Patentanmeldung für die internationale Vermarktung in Angriff. Umgesetzt wurden bei seiner Entwicklung Anforderungen wie selbsterklärende

Zylfix Hydraulikzylinder
Einfach und sicher zu bedienen.

Bauteile, klar strukturierte Funktionen und Abläufe. Sogar an auslaufendes Öl wurde gedacht und auch herunterfallende Kleinteile berücksichtigt die Konstruktion – alles wird durch eine extra Wanne aufgefangen. Das erspart bei der Reparatur unliebsame Überraschungen und schont die Nerven. Zylfix wurde so konzipiert, dass eine Person alleine die Maschine bedienen kann – selbst schwere und große Zylinder kann ein Mitarbeiter damit warten und reparieren – und das Ganze innerhalb von einer Stunde. Zylfix lässt sich einfach transportieren und aufbauen. So kann damit überall auf der Welt ein Hydraulikzylinder wieder flottgemacht werden. Alle Schritte, vom Öffnen bis zum Prüfen, Warten, Reparieren und Verschließen der Zylinder, lassen sich von einem Arbeitsplatz aus durchfuhren. Mit einem Hallenkran lässt sich die Anlage in der Werkstatt positionieren, indem sie über höhenverstellbare Fußplatten nivelliert wird – durch den selbsttragenden Rahmen muss nichts dauerhaft im Boden fest verankert sein. Somit lässt sich die Anlage nach getaner Arbeit auch schnell wieder abbauen. Ein Starkstromanschluss reicht für den Betrieb aus. Die Antriebe für den drehmoment-gesteuerten Drehantrieb zum Schließen oder Öffnen der Kolbenverschraubung und der Fahrantrieb zum Ziehen des Zylinderrohrs sind alle elektrisch. Um Kolben- sowie Stangendichtung und Führungsbänder austauschen zu können, müssen Kolbenstange und Zylinderrohr voneinander getrennt werden. Damit sich die Stangenmutter lösen und später wieder festziehen lässt, bedarf es in der Regel großer Drehmomente. Das rührt vom großen Öldruck her, dem die Hydraulikzylinder im Betrieb standhalten müssen. Da darf sich dann im schweren Baumaschineneinsatz keine Mutter aufgrund von Wechselbelastungen lockern. Sonst droht schlimmstenfalls ein Totalverlust des Hydraulikzylinders.  Was die Genauigkeit des eingestellten und erreichten Abschaltdrehmoments betrifft, erreicht Zylfix ein Höchstmaß an Präzision. Die benötigten Drehmomente lassen sich direkt am Display anzeigen. Die Handhabung ist einfach gestaltet. Dank einer fehlersicheren Steuerung lassen sich die vom Planetengetriebe übertragenen Drehmomente vorwählen. Die eigens für diese Anwendung entwickelte Hard- und Software-Kombination macht die Steuerung kontrollierbar. „Ein Zylinder, der zwei Jahre in temperierten Hallen im Einsatz war, benötigt dabei ganz andere Drehmomente als ein baugleicher, mit dem fünf Jahre Sand aus der Nordsee gebaggert wurde“, so Trenkle. An diese Unterschiede bei den schwer kontrollierbaren Losbrechmomenten muss man sich feinfühlig herantasten und die erforderliche Kraft auf das nötige Maß dosieren. Eingestellt werden kann ein Drehmoment von bis zu 50 000 Nm für bis zu sechs Meter lange Zylinder. Sollten Kolben und Zylinder sich quasi festgefressen haben, lassen sich diese selbst dann noch millimetergenau mit mehreren Tonnen Zugkraft sicher abziehen. Worauf es ankommt, ist eine kontrolliert gleichmäßige Drehmomententwicklung, kombiniert mit einer hochdynamischen Regelung zur sicheren Drehmomententfaltung. Das höchste Drehmoment soll bereits bei Drehzahl Null abgerufen werden können und sich beim Lösen der Stangenmutter schnell an die Drehmomentkurve im Aufschraubprozess anpassen. Am Ende werden Kolbenstange und Zylinderrohr wieder konzentrisch gefügt, um Dichtungen und Bänder nicht zu beschädigen. Beim Schließen sorgt die präzise Drehmomentsteuerung für den einwandfreien Sitz der Bauteile und Dichtungen. Die Software kann dafür auf Werte einer Datenbank zurückgreifen, aus der – nach Hersteller und Typ sortiert – die passenden Drehmomente ermittelt werden, oder mit manuell eingegebenen Werten arbeiten. So lassen sich auch besonders harte Fälle in den Griff bekommen und Wartungsaufträge von Hydraulikzylindern in der Werkstatt kalkuliert bearbeiten.

Juli/August 2019