HVO – alternative Kraftstoffe für Cat Baumaschinen

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Eine nachhaltige Alternative: HVO. Foto: Adobe Stock/peterschreiber.media

Neben alternativen Antrieben gibt es noch andere Ansätze, mit denen Baumaschinen Leistung abliefern und zugleich umweltverträglich eingesetzt werden können. Eine Rolle spielen dabei auch das Öl aus nachwachsenden oder recycelten Rohstoffen, das in alternativen Kraftstoffen wie hydrierten Pflanzenölen, auch bekannt als Hydrotreated Vegetable Oils (kurz HVO), steckt. HVO ist derzeit oft im Gespräch als alternativer Kraftstoff, doch nicht zu verwechseln mit dem altbekannten Biodiesel. Welches Potenzial dieser bietet, wird Zeppelin auf der bauma an seinem Messestand in der Halle B6 zeigen.

Hydriertes Pflanzenöl basiert, wie bereits der Name verrät, analog zum Biodiesel auf Pflanzenölen, aber auch auf Tierfetten und Altspeiseölen. Die Herstellung unterscheidet sich jedoch stark vom Biodiesel, sodass ein hochwertiges Kohlenwasserstoffgemisch entsteht, dessen Eigenschaften dem Diesel sehr ähnlich sind. Damit können Cat Baumaschinen pur oder als Zugabe zu fossilem Diesel betankt werden, sofern deren Motoren auf der EU-Stufe V basieren. Hydrierte Pflanzenöle sind mit Nachbehandlungstechnologien wie Dieselpartikelfilter und Katalysator kompatibel. Das gilt ebenfalls für Filter und Motoröle, die mit herkömmlichen Dieselkraftstoffen verwendet werden. Auch Elastomeren und Schläuche, wie sie in den meisten modernen Motoren eingebaut sind, haben HVO nichts entgegenzusetzen. Eigene Tanks zur Lagerung braucht es für diese synthetischen Kraftstoffe nicht, denn sie können in denselben Tanks gelagert werden, die auch für Dieselkraftstoff im Einsatz sind.

Zu den erneuerbaren Kraftstoffen zählen auch Biomass-to-Liquid (BTL), sprich Biomasseverflüssigung. Diese entsteht durch Biomasse und Synthesegas, die aus Methangas und Gas-to-Liquid (GTL) hergestellt und durch verschiedene Verfahren umgewandelt werden. BTL, GTL und HVO, nicht mit Biodieselkraftstoff zu verwechseln, haben die gleichen chemischen Eigenschaften und Leistungsmerkmale. Um für Cat Dieselmotoren geeignet zu sein, empfiehlt Caterpillar, dass erneuerbare und alternative Kraftstoffe die neueste Version der EN15940 erfüllen, welche die Qualitätsanforderungen für BTL, GTL und HVO definiert.

„Mit alternativen Kraftstoffen wie HVO können Verbrennungsmotoren nahezu klimaneutral betrieben werden, sofern auf regenerative Energiequellen zurückgegriffen wird. Klimaneutralität können auch ältere Cat Baumaschinen mit konventionellem Verbrennungsmotor erreichen, wenn für diese eine Freigabe vorliegt“, erklärt Simon Husemann, Zeppelin Senior-Produktmanager für Großgeräte, der auch das Thema Nachhaltigkeit betreut. Genauere Auskunft darüber, welche Modelle älterer Baujahre geeignet sind, kann die jeweils zuständige Zeppelin Niederlassung und der Service geben.

Wie wirkt sich HVO in der Energiebilanz aus? Im Vergleich zu einer Baumaschine, die mit Diesel betrieben wird, fallen durch die hydrierten Pflanzenöle weniger Emissionen an. „Der Einsatz ist nachweislich nachhaltiger, da HVO-Diesel die Treibhausgasemissionen um bis zu 90 Prozent senkt“, so Simon Husemann. Weitere Vorteile dieser Kraftstoffe: Sie können die Emissionen bestimmter Produkte wie Ruß und Kohlenmonoxid und auch die NOX-Emissionen bei bestimmten Motorlasten und -zyklen verringern.

HVO ist für niedrige Temperaturen geeignet. Wenn diese alternativen Kraftstoffe zum ersten Mal oder später verwendet werden, ist keine spezielle Umrüstung erforderlich. „Sie haben die gleichen Eigenschaften wie Diesel, allerdings muss man wissen, dass sie die Motorleistung aufgrund ihrer geringen Dichte verringern können. Mit Auswirkungen auf die Wartungsintervalle ist nicht zu rechnen“, so Simon Husemann. Eine Herausforderung stellt allerdings noch die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe an den entsprechenden Einsatzorten der Maschinen dar.

„Die Baubranche hat großen Einfluss auf den Ausstoß von Emissionen. HVO kann hier dazu beitragen, den CO2- Fußabdruck von Dieselmotoren zu verringern. Interessant ist es für Baufirmen, auf diese Übergangstechnologie auszuweichen, wenn sie ihren Maschinenpark nachhaltiger ausrichten wollen. Denn derzeit kommt man an einem Dieselmotor nicht vorbei. Man kann nicht von heute auf morgen alles auf Elektroantrieb ausrichten. Die Ladeinfrastruktur dafür ist gar nicht vorhanden. Außerdem fehlt die Menge an regenerativ erzeugtem Strom, damit die Elektromobilität auch wirklich komplett CO2-frei wäre. Umso wichtiger ist es, auf intelligente Maßnahmen zu setzen, um Diesel zu sparen und gleichzeitig die mit grüner Energie hergestellten Brennstoffe in Verbrennungsmotoren konsequent zu nutzen. Außerdem muss man davon ausgehen, dass der CO2-Preis langfristig teurer werden wird. Wenn man bedenkt, dass eine Tonne CO2 derzeit 55 Euro kostet, dann lässt sich durch HVO auch schon viel erreichen“, so Simon Husemann.

September/Oktober 2022