Friedrich Gruppe geht neue Wege bei der Aufbereitung von Schlacke

Die Arbeit beginnt quasi unter dem Fegefeuer – dort, wo Temperaturen von weit über tausend Grad Celsius herrschen, wenn der Stahl kocht. Dann entsteht als Nebenprodukt auch Schlacke und hier setzt die Friedrich Gruppe an, die seit bald 70 Jahren ohne Pause für die Hütte Salzgitter tätig ist. Der Dienstleister für Eisen- und Stahlwerke übernimmt die Transporte der glühenden und flüssigen Masse, die in Schlacke-Beete gekippt wird. Das abgekühlte und erstarrte Nebenprodukt wird anschließend aufgebrochen, sortiert, aufgehaldet und bis zur Endaufbereitung zu Sekundärrohstoffen zwischengelagert. Daraus werden später etwa Baustoffe, wie Schotter und Splitte oder Wasserbausteine sowie Düngemittel. In der Aufbereitung und Vermarktung sind zukünftig neue Ideen und Wege gefragt.

Dazu wurde im Juli auch eine Umfirmierung vollzogen: Aus Erich Friedrich Handel wurde Friedrich Services und aus Erich Friedrich Hüttenservice wurde Friedrich Rohstoffe. In den neuen Firmennamen der Tochterfirmen der Friedrich Gruppe sollen sich zukünftig die konkreten Tätigkeiten widerspiegeln. Hierzu zählen unter anderem die Logistik und Aufbereitung von Rohstoffen, das Feuerfestrecycling, die Reinigung von Produktionsanlagen und das Schrottplatzmanagement. Zum neuen Profil wurde auch ein neues Erscheinungsbild eingeführt.

„Hier stehen unsere Unternehmenswerte wie „innovativ“ und „zuverlässig“ im Vordergrund. Damit wollen wir uns in Zukunft am Markt für weitere Kunden und potenzielle Mitarbeiter positionieren. Wir wollen uns weiterentwickeln, indem wir noch effizienter werden und weiteren Nutzen für unsere Kunden generieren“, erklärt der Geschäftsführer Jörgen J. J. Sassen zum neuen Auftritt. Ausgebaut werden sollen bestehende Anwendungsbereiche von Schlacke, insbesondere im Bereich Beton und Zement. „Wir beschäftigen uns damit, was man aus den Sekundärrohstoffen neben dem Einsatz im Straßen-, Gleis-, Erd-, Deponie-, Garten- und Landschaftsbau sonst noch alles machen kann“, führt der Geschäftsführer weiter aus.

„Wir beschäftigen uns damit, was man aus den Sekundärrohstoffen neben dem Einsatz im Straßen-, Gleis-, Erd-, Deponie-, Garten- und Landschaftsbau sonst noch alles machen kann“

Permanent erfolgt deswegen ein Austausch mit Universitäten, Institutionen und Partnern. Zum Beispiel wird mit der Uni Clausthal- Zellerfeld an einem Projekt zur Entwicklung neuer Schlacke-Applikationen geforscht. Um Neuentwicklungen voranzutreiben, wurden auch neue Mitarbeiter für den Bereich Forschung und Entwicklung eingestellt – 165 Mitarbeiter in Summe verteilen sich auf vier Standorte. Neben dem Flachstahlwerk sind dies die Deponie auf dem Betriebsgelände in Salzgitter, das Stahlwerk der Peiner Träger in Peine und der Georgsmarienhütte in Osnabrück. Das Personal soll das bestehende Know-how weiter ausbauen, um Nebenprodukte verwerten und Eisenbestandteile möglichst umfänglich in den Produktionsprozess wieder zurückführen zu können.

Luftbild über das Areal der Friedrich Gruppe
Luftbild über das Areal der Friedrich Gruppe mit den Halden der Sekundärrohstoffe.

„Alle reden von Kreislaufwirtschaft, trotzdem werden diese Produkte in öffentlichen Ausschreibungen nicht bevorzugt“, beklagt Jörgen J. J. Sassen, „obwohl es keinen Grund dafür gibt. Es wäre dringend nötig, auch gewisse Produktnormen anzupassen. In Holland ist man da schon viel weiter und wesentlich flexibler. Das sollten wir uns als Beispiel nehmen, wenn wir unsere natürlichen Ressourcen schonen wollen und auch bei Infrastrukturprojekten Baustoffe aus aufbereiteten Schlacken zulassen“, fordert der Geschäftsführer. Schließlich treibt ihn auch die Frage um, was mit den Reststoffen passiert, die nicht verarbeitet werden können und auf der Deponie landen. Die Intention: Auch sie sollen nach Möglichkeit aufbereitet zurück in den Kreislauf gelangen. Dazu braucht es allerdings neue Verfahren, an denen die Unternehmensgruppe arbeitet. Ideen gibt es etliche – sie sollen laut dem Firmenchef forciert und weiterentwickelt werden. Nötig dafür ist entsprechende Expertise.

Doch – so wie auch in der Baubranche – ist es schwierig, Fachpersonal zu finden. Um neue Mitarbeiter an Bord zu holen, wurde für sie zum Beispiel ein Patensystem eingeführt und ihnen ein erfahrener Kollege zur Einarbeitung zur Seite gestellt. Ein weiteres Projekt, das sich gerade in der Planung befindet, ist die Schulung der Mitarbeiter via VR-Brillen. Das soll junge Leute anziehen und was noch wichtiger ist, die Arbeit mit den komplexen Maschinen und Anlagen sicherer machen.

Innovativ ist die Friedrich Gruppe längst unterwegs, was den Baumaschineneinsatz betrifft und versucht, neue Weg zu gehen. So werden seit 2011 beziehungsweise 2014 zwei dieselelektrische Dozer Cat D7E im Zwei-Schicht-Betrieb in der Deponierung eingesetzt, wo sie Masse schieben. „Wir würden gerne weitere Geräte mit alternativen Antrieben einsetzen. Hierzu laufen bereits Überlegungen“, so Jörgen J. J. Sassen. Regelmäßig werden darum innovative Technologien getestet. Reifen und Verschleißteile, die besonders stark beansprucht werden, kommen immer wieder auf den Prüfstand. „Wir wenden viel Zeit darauf, Anbaugeräte zu optimieren und hinsichtlich ihrer Geometrie auszuprobieren“, stellt Jörgen J. J. Sassen dar.

Je nach Anwendung sind die Maschinen extremer Hitze ausgesetzt – Verformungen und verändernde Materialeigenschaften gehören zur Tagesordnung. Schaufeln an Radladern, welche die Schlacke aus den Beeten heben, bestehen aus abriebfestem und verschleißarmem Hardox-Stahl. „Wir recherchieren immer wieder nach Alternativen, ob sich nicht vielleicht etwas noch Besseres findet, das den hohen Temperaturen oder dem extremen Verschleiß standhalten kann“, verdeutlicht Jörgen J. J. Sassen. Was die beiden Cat Raupen betrifft, sind diese mit einem HD-Laufwerk ausgerüstet und haben an den Seiten einen aufgepanzerten Schild erhalten. Geräte im heißen Schlacke-Umschlag wiederum haben diverse Schutzvorrichtungen wie Panzerglas und operieren mit Hydrauliköl und Schmierstoffen, die schwer entflammbar sind.

Cat Radlader 966M XE
Geschäftsführer Jörgen J. J. Sassen (links) zusammen mit Zeppelin Vertriebsdirektor Oliver Worch (rechts).

Das brauchen Maschinen in der Rückverladung wiederum nicht. Sie müssen andere Anforderungen erfüllen. An erster Stelle steht dabei die Spritersparnis. Hier hatten sich Cat Radlader 966MXE mit ihrem stufenlosen, leistungsverzweigten Getriebe bewährt. „Das ist ihre Stärke. Die Fahrer sind hinsichtlich der Joystick-Lenkung zufrieden“, meint Jörgen J. J. Sassen. Fünf Cat Radlader 966MXE und ein 972MXE, geliefert 2018 und 2019 von Georg Suchfort, leitender Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Hannover, beschicken Brecher oder übernehmen die Verladung. Die Information, was Radladerfahrer in welcher Menge umzuschlagen haben, wird den Maschinisten über Tablets in den Fahrerkabinen angezeigt. So können sie mobil und digital Aufträge bearbeiten.

„Wichtig ist die Verfügbarkeit der Maschinen. Diese fahren wir darum nicht bis zum bitteren Ende, sondern unsere Philosophie beruht auf jungen Maschinen. Bei etwa 6000 Stunden erfolgt ein Gerätewechsel. Das hat sich bislang bewährt, dass wir Maschinen schon früh durch neue ersetzen. Uns kommt es auf den Service an, damit wir auch die entsprechende Leistung abliefern können“, macht Jörgen J. J. Sassen deutlich. Schließlich gilt es, das Produktionsziel zu erreichen: eine Million Tonnen realisiert die Friedrich Gruppe im Jahr. Dazu der Geschäftsführer: „Wenn man bedenkt, dass wir das eine oder andere Produkt auch schon mal zwei- bis dreimal anfassen, bis es zum Kunden per Lkw, Bahn oder Schiff geht, kommt eine große Umschlagsleistung zusammen.“

Juli/August 2019