Neue Cat Radladertechnik dient der berufsnahen Ausbildung zum Baugeräteführer

Aufgrund ihrer Elektronik gleichen Baumaschinen immer mehr Hightech-Geräten. Das nutzt das Ausbildungszentrum Geradstetten, das die überbetriebliche Ausbildung in Baden-Württemberg übernimmt, um den Nachwuchs vom Ausbildungsberuf Bauger.teführer zu überzeugen. Neue Gerätetechnik soll den angehenden Maschinisten den Einstieg in das Berufsleben erleichtern. Schließlich müssen sie am Ende ihrer Ausbildung auch mit der Technologie umgehen können, die Unternehmen auf Baustellen einsetzen, und sobald sie ausgelernt haben, ihr Wissen in die Betriebe tragen. Deswegen wird regelmäßig investiert – ein neuer 13 Tonnen schwerer Cat Radlader 926M wird seit wenigen Wochen auf dem Übungsgelände eingesetzt, um Baugeräteführer so praxisnah wie möglich auf ihren späteren Beruf vorzubereiten.

Foto-388-014-b

Der Nachwuchs soll lernen, mit dem Radlader eine Klappschaufel sowie eine Palettengabel zu bedienen. Ausgestattet hat die Zeppelin Niederlassung Böblingen die Baumaschine, welche über einen separaten Steuerkreis verfügt, mit einem längeren Hubgerüst, einer Rohrbruchsicherung sowie einem Rückfahrwarner. Außerdem erhielt sie eine Anhängerkupplung, damit die Azubis sich das Fahren mit Anhänger für Anbaugeräte aneignen. Sie müssen das auf öffentlichen Straßen wie unbefestigten Flächen üben. Außerdem müssen sie mit dem Radlader ein Planum mit vorgegebener Querneigung und einem entsprechenden Gefälle herstellen. Dabei sollen sie sich mit der 2D-Steuerung vertraut machen, welche genauso wie die automatische Wiegeeinrichtung Bestandteil der Ausstattung ist. Eine Sonderanfertigung, bislang bundesweit einmalig, stellt der zweite Klappsitz für Timo Raach, Baumaschinenmeister und Ausbilder für Baugeräte, dar. „So ein Notsitz ist eigentlich nicht üblich. Diesen können auch die meisten Baumaschinenhersteller nicht anbieten. Aber die Größe des Radladers von Cat gab den Platz dafür her, den Zeppelin Verkäufer Fritz Renz angeboten hat“, erklärt Martin Kleemann, Leiter des Ausbildungszentrums. So wie ein Fahrlehrer bei einem Pkw Fahranfänger begleitet, gibt Timo Raach Instruktionen in dem Radlader. Bislang konnte er nur danebenstehen. Seit dem zweiten Sitz kann er besser mit dem Azubi hinter dem Steuer kommunizieren und ihn zeitnah auf Fehler aufmerksam machen. Raach bringt den zukünftigen Maschinisten die Technik in der Baumaschine bei und erläutert, wie Motor, Getriebe, Hydrostat und Kühler zusammenhängen und was alles bei der Bedienung zu beachten ist.

Foto-388-014-c

Im Maschinenpark sind nur die führenden Hersteller vertreten. „Wir orientieren uns natürlich an den Ausbildungsbetrieben und daran, mit welchen Baumaschinen dort hauptsächlich gearbeitet wird“, so Martin Kleemann. Ein Cat Mobilbagger M318D gehört seit 2012 zum festen Inventar. An die 2 000 Betriebsstunden hat das Gerät bislang absolviert. Die Auszubildenden trainieren damit das Anlegen von Böschungen, sie heben damit Boden aus und versetzen Kanalrohre. Was zu tun ist, bespricht der Ausbilder mit ihnen im Vorfeld. Typisch für das Ausbildungszentrum: Pro Gerät werden zwei Lehrlinge ausgebildet. Sie müssen am Ende ihrer Ausbildung alle seine Einsatzmöglichkeiten beherrschen. In kleinen Gruppen wird der sichere Umgang mit den Baumaschinen trainiert – sicher im Sinne von Arbeits- und Gesundheitsschutz und sicher, was die Standsicherheit betrifft. Dabei lernen sie die Gefährdungsbeurteilung kennen und auch, wie sie Maschinen warten müssen und Sorge dafür tragen, dass es nicht zu langen Stillstandzeiten auf Baustellen kommt. „Während ihrer Ausbildung trainieren sie die Fehlerdiagnose, welche angesichts von Industrie 4.0 und im Zuge der Digitalisierung für eine Fernwartung immer wichtiger wird“, meint Martin Kleemann. Nicht umsonst ist die Fehlerdiagnose Teil der Abschlussprüfung. Denn die Fahrer sollten nicht nur rechtzeitig einen Fehler erkennen, sondern auch benennen können, was genau defekt ist. Denn nur so weiß der Baumaschinenservice, welches Ersatzteil benötigt wird.

Foto-388-014-a

Landauf, landab beklagen Unternehmen, dass sie keine Fachkräfte finden. Nicht so in Baden-Württemberg. Dort werden bundesweit die meisten Baugeräteführer ausgebildet – es sind 210 an der Zahl, auf drei Jahrgänge verteilt. Zum Vergleich: In allen Bundesländern zusammen sind es derzeit etwa 750 Baugeräteführer, die eine Ausbildung absolvieren. „Das ist ein Beruf mit Zukunft, weil in den kommenden Jahren tausende Baufacharbeiter altersbedingt in den Ruhestand gehen“, so Dirk Siegel, Geschäftsführer der württembergischen Berufsförderungsgesellschaft Stuttgart. Außerdem werden aufgrund des hohen Baubedarfs angesichts des notwendigen Ausbaus der Infrastruktur, aufgrund neuer Herausforderungen wie der Energiewende sowie bedingt durch veränderte Anforderungen an Lebens- und Wohnformen, Nachwuchskräfte gesucht. Dabei werden vor allem Tiefbau- und Straßenbauberufe sowie Baugeräteführer verstärkt nachgefragt – eine Entwicklung, die angesichts der Beschäftigenzahlen weiter zunimmt. Denn in diesem Jahr geht die Baubranche von einem Anstieg auf 770 000 Beschäftigten aus. Dies entspricht einem Zuwachs von 65 000 Personen gegenüber dem Tiefpunkt der Branche aus dem Jahr 2009. Weil Baumaschinen immer digitaler und vernetzter arbeiten, nimmt auch das Interesse am Ausbildungsberuf Baugeräteführer zu.

September/Oktober 2016