Ein Anreiz für einen attraktiven Arbeitsplatz

Die bauma steht als Synonym für Innovationen der Baumaschinenbranche. 2016 wartete Caterpillar mit einer besonderen Überraschung auf: Erstmals wurde der Prototyp des neuen Cat Zweiwegebaggers M323F gezeigt, um in den Markt für Gleisbau einzusteigen. Zur bauma drei Jahre später ist aus dem Prototypen ein serienreifer Gleisbagger mit EBA- Zulassung geworden. Einer, der diesen einsetzt, ist die Schweizer Carlo Vanoli AG. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung 1932 im Bereich Gleisbau und Gleistiefbau tätig. Wir sprachen mit Geschäftsführer Marco Vanoli, der den Familienbetrieb in dritter Generation leitet, worauf es bei der Abwicklung von Gleisbauarbeiten ankommt.

Schwebend über dem Gleis: der neue Cat Zweiwegebagger M323F.

Baublatt: Bevor etwas besser wird, wird es erst einmal schlechter: Baustellen bei der Bahn gehen in der Regel mit Einschränkungen für Fahrgäste einher. Um die Auswirkungen für die Reisenden zu begrenzen, muss Geld investiert werden. Wie kann man eigentlich in der Ausführung zwischen Kosten, Zeitaufwand und Kundennutzen sinnvoll abwägen?

Marco Vanoli: Es liegt an den Leistungsbestellern, zu definieren, was zu welchen Kosten gewünscht ist. Bauen mit möglichst geringen Auswirkungen auf den Endkunden führt zu höheren Baukosten, die auf den Endkunden abgewälzt werden oder die öffentliche Hand ist gewillt, diese Mehrkosten aus anderweitigen Quellen zu decken. Der Druck auf die Effizienz in der Ausführung wird weiterhin hoch bleiben und Zeitfenster für die Ausführung werden in Zukunft noch kürzer werden. Störungen der Bahninfrastruktur können wir uns da überhaupt nicht leisten.

Baublatt: Wie lassen sich Bahnbaustellen abwickeln, damit es gar nicht erst zu Beeinträchtigungen von Fahrgästen aufgrund von Gleisbauarbeiten kommt?

Marco Vanoli: Der Schlüssel liegt bereits in der Arbeitsvorbereitung. Es bedarf einer entsprechend minutiösen Bauablaufplanung und einer entsprechenden Kontrolle während der Ausführung, so- dass bei Abweichungen vom Sollzustand umgehend reagiert werden kann. Die hauptsächliche Herausforderung diesbezüglich liegt in der Baustellen- und Baustofflogistik. Schlüsselgeräte werden bei sensiblen Baustellen nach Möglichkeit in Reserve vorgehalten. Zusätzlich braucht es einen Bereitschaftsdienst für mögliche fällige Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen sieben Tage die Woche rund um die Uhr.

Baublatt: Hohe Anforderungen stellt der Zweiwegebagger an das Personal. Wie kommt Ihnen da die Technik entgegen, Mitarbeitern einen sicheren und komfortablen Arbeitsplatz zu bieten?

Marco Vanoli: Die Technik unterstützt unsere Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit und bietet zusätzliche Sicherheitsmechanismen, um eventuelle Unaufmerksamkeiten aufzufangen. Bedingt durch die laufend steigende Hektik und höhere Komplexität auf den Baustellen sind technische Hilfsmittel unabdingbar, sei es für die Baustellensicherheit oder sei es für die technische Ausführung. Nicht zuletzt ist natürlich eine technisch hochwertige Maschine auch ein Anreiz für einen attraktiven Arbeitsplatz.

Baublatt: Wie finden Sie heutzutage noch Mitarbeiter, die sich dem Anforderungsprofil stellen?

Marco Vanoli: Dies ist tatsächlich eine große Herausforderung für die gesamte Branche und erfordert kreative Lösungen, um den Arbeitnehmern entgegenzukommen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Baublatt: Alleine beim Einsatz von Zweiwegebaggern bestehen Gefährdungen durch Zugfahrten, elektrische Gefährdungen durch unter Spannung stehende Teile der Fahrleitungsanlagen, durch die Fahrbewegung des Baggers und durch den Einsatz auf dem Schienenfahrwerk. Wie können Hersteller von Baumaschinen dazu beitragen, das Arbeiten mit dem Zweiwegebagger sicherer zu machen?

Marco Vanoli: Sicherheit auf Baustellen ist ein Branchenanliegen, das am sinnvollsten gemeinsam angegangen wird. Hierzu gehören sämtliche Beteiligte – von den Maschinenherstellern über den Sozialpartner bis hin zu den Auftraggebern. Sicherheitseinrichtungen werden nur da sinnvoll eingesetzt, wo sie das Arbeiten erleichtern und unterstützen. Zu oft werden leider technische Lösungen angestrebt oder vorgeschrieben, die sich in der Praxis als nicht alltagstauglich erweisen und somit im Endeffekt gar kontraproduktiv sind.

Baublatt: Wie kommt Ihnen dabei die neue Cat Zweiwegebaggertechnik entgegen?

Marco Vanoli: Es ist immens wichtig, dass wir jederzeit Kontakt mit der Schiene haben, sicher sind und sofort bremsen können. Fahren wir mit hohen Lasten, ist der hydrostatische Schienenradantrieb sehr wertvoll, weil er eben eine feinfühlige Fahrweise erlaubt. Was das Kurzheck des Zweiwegebaggers betrifft, ist es in der Schweiz ein großes Thema. Denn sobald das Lichtraumprofil beim Schwenken verletzt wird, muss das Nachbargleis gesperrt werden oder zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sind nötig.

Baublatt: Was unternehmen Sie, um das Risiko beim Gleisbau zu minimieren?

Marco Vanoli: Den größten Nutzen sehen wir nach wie vor in einer guten Ausbildung des Personals, einer laufenden Weiterbildung und Sensibilisierung aller auf der Baustelle beteiligten Personen. Technische Weiterentwicklungen und Hilfsmittel evaluieren wir mit unseren Baustellenmitarbeitern gemeinsam und versuchen auf diese Art und Weise eine kontinuierliche Verbesserung zu erreichen.

Baublatt: Die Deutsche Bahn will BIM bis 2019 als Standard verbindlich einführen. Wie relevant ist BIM bei der Schweizer Bundesbahn und wie intensiv arbeiten Sie mittlerweile schon mit BIM?

Marco Vanoli: Es werden auch in der Schweiz Anstrengungen in diesem Bereich unternommen. Leider ist jedoch das effektive Verständnis für BIM noch relativ gering und entsprechend wird anstelle des Nutzens nach wie vor die Kostenseite zu sehr in den Fokus gestellt. Der Nutzen von BIM liegt in erster Linie beim Bauherrn und sollte entsprechend auch bauherrenseitig stärker forciert werden, was jedoch bereits in der Vorplanung zu einem Umdenken führen muss und die heutig gelebte Zeitschiene eines Ausführungsprojektes muss entsprechend überarbeitet werden.

Baublatt: Seit 2013 fordert die Deutsche Bahn in allen Ausschreibungen von Bauvorhaben im innerstädtischen Bereich für Straßenfahrzeuge die „Grüne Plakette“ und für dieselgetriebene Baufahrzeuge einen Partikelfilter. Danach wurde diese Regelung schrittweise auf alle Baustellen auch außerhalb der Innenstadt übertragen. In der Schweiz ist man schon viel weiter, was die Umweltauflagen betrifft. Was hatte das für Konsequenzen für Ihren Maschinenpark und welche Investitionen zog das nach sich?

Marco Vanoli: Die Bauwirtschaft in der Schweiz hat Unsummen an Geld in die damalige Nachrüstung und entsprechend in die Entwicklung der Partikelfiltertechnologie gesteckt. Es hat sich aber auch klar gezeigt, dass eine Entwicklung in dieser Dimension nicht durch ein Land alleine gestemmt werden sollte und die Bürde auf mehrere Schultern verteilt gehört, insbesondere, da in der Schweiz ja nicht die führenden Maschinenhersteller ihren Sitz haben und der Markt zu klein ist, um Trends oder Entwicklungen voranzutreiben. Selbstverständlich hat es auch zu einem forcierten Erneuerungsprozess in manchen Unternehmungen geführt, was aber in dem Sinne nicht als nachhaltig bezeichnet werden kann.

März/April 2019