Nachhaltig Ton, Lehm und Sand schürfen und verarbeiten

Fahrer Markus Bauer dreht täglich hundert Runden und mehr auf dem Gelände direkt neben dem Hopfenanbaugebiet in der Hallertau. Weil er dabei auch pro Strecke bis zu 800 Meter zurücklegen muss, zählt vor allem Geschwindigkeit. Mit seinem Cat Scraper 627G ist der Maschinist bei Leipfinger-Bader in Puttenhausen mit knapp 60 km/h in Bewegung und schürft Ton, Lehm und Sand. Schon beim Abbau der Rohstoffe greift der Umweltgedanke und zieht sich durch die Ziegelproduktion.

80 000 Kubikmeter Masse wird so jedes Jahr abgebaut. Durch die permanente Fahrbewegung sind weder lange Stopps noch Stillstand- und Wartezeiten vorgesehen. „Das sportliche Rundenziel setzt sich der Fahrer selbst und das Tag für Tag aufs Neue. Zudem muss er die Kompetenz haben und genau wissen, wo er den Rohstoff in welchen Lagen mit konstanter Stärke für die Ziegelproduktion abbaut“, meint Thomas Brunner, technischer Betriebsleiter vom Werk Puttenhausen zu den Anforderungen. Er betreut alle Baumaschinen an den Standorten der Unternehmensgruppe – neben Puttenhausen sind dies die Ziegelwerke in Vatersdorf und in Schönlind, die ebenfalls über eigene Rohstoffvorkommen verfügen.

Schürfzüge sind deutschlandweit inzwischen eine selten gewordene Baumaschinen-Spezies geworden – in den 50er- bis 70er-Jahren waren sie beim Autobahnund Flughafenausbau insbesondere bei großen Erdbaulosen weitverbreitet, was an den zahlreichen Vorteilen dieser Maschinen lag. Bei Leipfinger-Bader hat darum der Scraper seit über 30 Jahren einen festen Platz im Abbau, wo er gewachsene Schichten von Ton, Lehm und Sand gleichmäßig mit dem Schneidmesser abträgt, während er bergab fährt. Dadurch dass sich der Schürfzug entlang der Ton- und Lehmgrube abwärts bewegt, wird der Energieeinsatz reduziert. Sobald der Kübel seine 16 Kubikmeter Füllmenge über seine Förderschnecke erreicht hat, wechselt der Scraper in den Transportmodus. Das Material wird dann an der Entladestelle aufgehaldet – dazu verteilt sich der Kübelinhalt durch die Fahrbewegung gleichmäßig im Gelände. Beim Ausbringen unterstützt ein Cat Kettendozer D6R. Um möglichst lange einsatzfähig zu bleiben, wird viel Aufmerksamkeit dem Wegebau geschenkt. Denn Grenzen setzen dem Scraper die Witterung – die auch die Arbeitszeit des Maschinisten bestimmt. Fahrwege müssen gut in Schuss sein und werden mithilfe von Ziegelbruch gepflegt.

Weder lange Stopps noch Stillstand- und Wartezeiten sind für den Schürfzug vorgesehen, der nahezu täglich hundert Runden und mehr dreht. Fotos: Zeppelin

Bemerkenswerte Vorteile erzielt der Scraper mit der Homogenisierung – und genau darauf setzt das Ziegelwerk. Denn für eine gründliche Durchmischung sorgt er durch den Abtrag über längere Strecken. „Gäbe es nicht den Scraper, müssten die verschiedenen Aufgaben ein Ladegerät, mehrere Transportgeräte sowie eine Raupe und Walze übernehmen“, zählt Thomas Brunner auf. Somit können es andere Baumaschinen nicht ohne Weiteres mit diesem aufnehmen. Der 627G mit Doppelmotor, einen für die Vorder- und einen für die Hinterachse, stammt aus dem Baujahr 2002. Er hat es inzwischen auf 11 846 Betriebsstunden gebracht, und das ohne große Blessuren. Eingriffe waren lediglich beim Heckmotor und der Klimaanlage erforderlich. Sie hat der Zeppelin Service der Niederlassung Straubing übernommen. Aktuell soll ein neuer Fahrersitz eingebaut werden – „eines der wichtigsten Bauteile, hält doch ein guter Sitz den Fahrer gesund“, räumt Thomas Brunner ein. Mit Zeppelin Niederlassungsleiter Franz Bösl aus Straubing, der das Unternehmen seit Jahrzehnten betreut und somit eine enge partnerschaftliche Kundenbeziehung aufgebaut hat, wurden bereits das Für und Wider der Instandsetzung namens Rebuild erörtert. „Trotz seines Alters arbeitet der Scraper nach wie vor zuverlässig und ist in einem guten Zustand, sodass wir uns nur für eine kleine Generalsanierung entschieden haben“, berichtet der technische Betriebsleiter. Das Ergebnis: Der Scraper wurde in Teile zerlegt, sein Zustand zusammen mit den Zeppelin Servicetechnikern befundet und gemeinsam festgelegt, wie die Baumaschine wieder für einen einwandfreien Einsatz für die nächsten Jahre gerüstet ist. Auch das steht für einen nachhaltigen Umgang mit den Betriebsmitteln.

Produziert werden aus den gewonnenen Rohstoffen sieben Tage die Woche in zwei Schichten Plan- und Blockziegel sowie „Unipor Coriso“ und „Unipor Silvacor“. Dabei handelt es sich um Mauerziegel mit einer integrierten Dämmfüllung aus Mineral- oder Holzfasern. Sie sind das Ergebnis jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Indem der Rohstoff-Abbau in der eigenen Ton- und Lehmgrube vor der Haustür erfolgt, sind die Ziegelwerke unabhängig von internationalen Produktions- und Lieferengpässen, die derzeit die Preise für Baumaterialien in Deutschland kräftig ansteigen lassen. „Somit können wir unsere Kunden auch weiterhin zuverlässig sowie zu stabilen Preisen mit hochwärmedämmenden Mauerziegeln beliefern“, erklärt Geschäftsführer Thomas Bader, der das Familienunternehmen in fünfter Generation führt.

Inzwischen hat auch in der Produktion – analog zur Automobilindustrie – Robotik Einzug gehalten. „Früher haben Mitarbeiter die Ziegel von Hand vom Trockner auf Ofenwagen gesetzt, jetzt übernehmen das die Roboter wie Bruno“, erklärt der technische Betriebsleiter. Welche Entwicklung der Ziegelhersteller die letzten Jahre genommen hat, hat Thomas Brunner, einer von rund 300 Mitarbeitern, hautnah miterlebt. Er wuchs direkt neben dem Ziegelwerk Puttenhausen auf und arbeitet seit 30 Jahren in dem Betrieb, den er wie seine Westentasche kennt. „Es ging stetig aufwärts. Die Werke wurden fortlaufend modernisiert und die Produktion der Wandbaustoffe samt Abbaumengen weiter der gestiegenen Nachfrage angepasst“, meint er. Erst im Juli übernahmen die Ziegelwerke das Unternehmen Lehmorange und erweiterten damit ihr Produktangebot um nachhaltige Lehmbauplatten für den Innenausbau, die eine Alternative zum klassischen Trockenbau mit Gipsplatten darstellen. „Planer und Architekten prägen die Ziegelbauweise und geben hier den Ton an. In Zukunft wollen wir uns verstärkt auch an Bauträger wenden und ihnen die Vorteile weiter näherbringen“, so Bernhard Reger, Marketingleiter von Leipfinger- Bader. Damit verbunden: Bei einer monolithischen Ziegelbauweise entfällt das Anbringen eines Wärmedämmverbund- Systems. Im Hinblick auf Ökologie und Wohngesundheit sind Mauerziegel aus Ton und Lehm frei von Schadstoffen. Anstatt das Gebäude luftdicht abzuschließen, haben sie aufgrund ihrer kapillaren Struktur zudem eine temperatur- und feuchtigkeitsausgleichende Wirkung. Damit bieten Ziegel sowohl in Wohn- als auch Kellerräumen den nötigen Schutz vor Kälte und Schimmelbildung. Auf diese Weise sorgen sie rund um die Uhr in allen Stockwerken für ein gesundes, stabiles Raumklima.

Ein Aspekt, den Leipfinger-Bader schon von Anfang an verfolgt hat, war die Nachhaltigkeit. „War der Lehm- und Tonvorrat der Abbaustätte ausgeschöpft, wurden diese renaturiert und Biotope angelegt“, so Bernhard Reger. Die Ziegelproduktion ist energieaufwendig. Gebrannt werden die Rohziegel im Ofen bei rund 950 Grad, nachdem sie 24 Stunden getrocknet wurden. Kühlen die Ziegel nach dem Brennen aus, wird die Wärme dem Trockner zugeführt, um auch hier keine Energie unnötig zu verschenken. Für das Brennen ist derzeit Erdgas im Einsatz. Doch das Unternehmen, das bereits seit knapp 30 Jahren dem Umweltpakt Bayern angehört, deckt zum Beispiel schon heute rund 80 Prozent seines Energiebedarfs aus regenerativen Quellen. Die notwendige Energie stammt aus dem hauseigenen Solarpark und dem Zukauf von Ökostrom. Im Zuge des Emissionshandels leistet das Unternehmen zudem einen Ausgleich für den CO2-Ausstoß.

Technischer Betriebsleiter Thomas Brunner (Mitte) und Marketingleiter Bernhard Reger (rechts) von Leipfinger-Bader zusammen mit Zeppelin Niederlassungsleiter Franz Bösl (links).

Und im Werk Puttenhausen wurde eine weltweit einzigartige Recyclinganlage entwickelt, die bei Neubauten anfallenden Ziegelbruch aufbereitet. Dort entsteht daraus dann Material, das zum Beispiel für Dachbegrünungen als Substrat Verwendung findet. Die Dämmstoffe aus verfüllten Ziegeln werden ebenfalls vollständig recycelt. „Das ist umwelttechnisch ein Durchbruch“, ist Firmenchef Thomas Bader sicher und versucht regelmäßig auch Entscheider aus der Politik für das Recycling zu sensibilisieren. Vor allem vor dem Hintergrund, weil Deponien an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und deshalb die Annahme stoppen. Die Folge: Das Material wird auf Lastwagen zum Teil weite Strecken durchs Land transportiert, um es zu entsorgen. „Eine gigantische Verschwendung von Ressourcen“, beklagt Thomas Bader. Er hat mit der Recyclinganlage einen geschlossenen Kreislauf geschaffen. Damit der hierfür benötigte Ziegelbruch logistisch nachhaltig transportiert werden kann, bietet Leipfinger-Bader in Zusammenarbeit mit der Ziegel Recycling Bayern GmbH ein Rücknahmesystem an: Mittels Big Bags kann das Material verpackt von Baustellen abtransportiert werden. Dort wird es abgekippt und mithilfe eines Cat Radladers 914M der Brecheranlage zugeführt. Dabei kommt eine Allu Separatorschaufel zum Einsatz. „Das Kunststück ist, den Ziegel so zu brechen, dass die Kammern geöffnet werden und nicht zu viel Ziegelstaub anfällt sowie den Ziegelbruch mit Dämmstoff-Anteil in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Doch wir haben erst viele Versuche mit verschiedenen Wellen, Schlegeln und Abständen machen müssen, bis wir uns langsam herangetastet haben. Auch da hat uns Zeppelin sehr unterstützt“, so Thomas Brunner. Damit steht einer nachhaltigen Verwendung nichts mehr im Weg.

Juli/August 2021