Schutz für den Fahrer

Ob Abbruch, Kampfmittelbergung oder für andere Aufgaben mit potenziellen Gefahren: Kabinen von Baumaschinen mit Panzerglas sind unverzichtbar. Die Konstruktion muss sicher und robust gefertigt sein. Die Realisierung dieser Aufgabe ist komplex. Sicheres Panzerglas für Baumaschinen zu montieren, ist eine konstruktive Herausforderung. Die Panzerglaserei aus Heikendorf hat sich darauf spezialisiert. Von der Standard-Installation bis zur Anfertigung nach Wunsch sind diverse Sicherheitsklassen realisierbar. Aber welche Panzerung eignet sich für welche Baumaschine? Timur Serbay, Geschäftsführer der Panzerglaserei, gibt einen Einblick.

Die Panzerung für einen Cat Bagger 320 ist ein angeschraubter Festeinbau an der Kabine, der jedoch reversibel ist. Nach oben und unten gibt es keine Einschränkungen gegenüber der Originalverglasung mehr, lediglich in der Breite wird das Sichtfeld geringfügig verkleinert. Die Panzerung kann mit geringen Anpassungen bei beiden Scheibenwischerausführungen verwendet werden. Auch ist es problemlos möglich, die mitgelieferten Front- und Dachgitter in Verbindung mit der Panzerverglasung weiterhin einzusetzen.

„Die Universalpanzerung wird zum Beispiel für Bagger nachgefragt“, erklärt Timur Serbay. Mit Verpanzerungen aus Polycarbonat und einem robusten Stahlrahmen versehen, erreichen die Kabinen zum Beispiel die Schutzklasse BR 6S/NS. Damit eignen sie sich für diverse Einsatzgebiete, zum Beispiel für Abbrucharbeiten. Ein Vorteil: Baupläne für diverse Verpanzerungen liegen vor und so lassen sich die Aufbauten der Panzerung schnell an verschiedene Fabrikate von Baggern anpassen. „Wir haben bei dieser Ausführung bewusst auf die Anpassung an ein individuelles Kabinendesign verzichtet“, erklärt Timur Serbay. Auf diese Weise gelingt die Montage der Panzerung schnell und unkompliziert für unterschiedliche Modelle.

Eine weitere Option ist die Vorsatzpanzerung für Baumaschinen. Hier erklärt der Name, was sich dahinter verbirgt: Die Panzerung aus Panzerglas sitzt schützend vor der Kabine der Baumaschine. Gerne weisen die Ingenieure auf ihre präzise Arbeit hin: „Die Panzerung für Baumaschinen wird jeweils auf Maß gefertigt. Somit wird auch auf der rechten Seite das Eindringen von Material verhindert.“ Die Last des Aufbaus aus Polycarbonat-Panzerglas und Stahl lagert über separaten Konuslagern auf der Unterbodenplatte der Baumaschine. So ist im Fall einer Explosion sichergestellt, dass die Kabine nicht abreißt.

Umbau eines Cat 908M. Hier ist es gelungen, in die ursprüngliche Einbauebene eine widerstandsfähige Verpanzerung zu konstruieren. Durch die Beibehaltung der originalen Scheibenanordnung sind nur geringe Abstriche im Hinblick auf die Sichteinschränkung gegeben. Fotos: Panzerglaserei/Ralf Klinge

Die Sicherheitsexperten der Panzerglaserei betonen, dass das Panzerglas für Baumaschinen exakt an die Kabine angepasst wird. Nur so lässt sich höchste Sicherheit gewährleisten. In der Vergangenheit wurden schon einige Projekte mit den Zeppelin Niederlassungen Bremen und Rensburg erfolgreich abgewickelt. Lösungen von der Stange bieten sich nicht an, wie die Beispiele für einen Cat Radlader 906M oder 908M zeigen. Da diese kompakten Maschinen wegen ihrer Vielseitigkeit gerne universell verwendet werden, sind sie nicht für Panzerglas vorgerüstet. Stattdessen haben sie komplex gebaute Frontscheiben. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass der Freiraum rund um die Kabine stark eingeschränkt ist – im Speziellen zum beweglichen Vorderwagen. Zugleich liegen hier die Bereiche, die für einen gepanzerten Radlader expliziten Schutz erfordern. Nicht zuletzt ist die Perspektive des Fahrers zu berücksichtigen – er benötigt Schutz, aber der Aufbau sollte das Sichtfeld nicht blockieren. Die Verpanzerung eines Radladers mit Panzerglas funktioniert nur, wenn der Aufbau exakt auf die vorhandene Konstruktion abgestimmt wird. Genau das erfolgte in der ersten Arbeitsphase bei der Panzerglaserei. Hierbei kam den Experten zugute, dass sie dank moderner Technik Bauteile aller Art visualisieren, bevor es an die Umsetzung geht. Zudem erfolgen alle Arbeitsschritte von der Berechnung über die Planung bis zur Montage aus einer Hand – Ingenieure und Konstrukteure arbeiten in engem Austausch. Im Fall der Cat Kompaktlader 906M und 908M erfolgte der Umbau mit Panzerglas so, dass die ursprünglichen Kontaktflächen genutzt wurden. Das Panzerglas bildet die Konturen der Kabine nach, sodass auf diese Weise das Problem der anspruchsvollen Geometrie gelöst wurde. Für die nötige Verwindungssteifheit sorgen speziell gefräste T-Profile. Ein rückseitiger Aufbau aus dreilagigem Blech sichert die Profile zusätzlich gegen Durchbiegung. Dabei wurden die Original-Rahmenabmessungen der Kabine berücksichtigt. Dass die Lackierung abschließend im gleichen Ton gehalten wurde, zeigt, wie ernst die Spezialisten der Panzerglaserei ihr Handwerk nehmen: Der gepanzerte Cat Radlader ist auf den ersten Blick nicht von einem Baufahrzeug ab Werk zu unterscheiden. Dank der massiven Stahlbauweise der Kabine erreicht der Radlader die Stufe ER 4 in Bezug auf Explosionen sowie die Beschussklasse BR 6S/NS. Das heißt: Die verpanzerte Baumaschine mit Panzerglas kann für die Kampfmittelbergung ebenso eingesetzt werden wie für andere militärische Anwendungen. Im Zuge einer Einzelabnahme kann der Umbau auch für den Straßenverkehr zugelassen werden. Auf Anfrage kann der Radlader zudem an den Türen und am Dach gepanzert werden.

So sichert Panzlerglas einen Cat 908M.

November/Dezember 2021