bauma im Zeichen digitaler Technologien

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2016 dominiert die Digitalisierung die weltgrößte Baumaschinenmesse in München MÜNCHEN (SR). Besucherzahlen auf Fachmessen sinken seit Jahren, meldete der „Focus“. Die weltgrößte Baumaschinenmesse beweist genau das Gegenteil: Ein Besucherrekord jagt von bauma zu bauma den nächsten. 2013 kamen gut 530 000 Besucher auf das Münchner Messegelände. Drei Jahre zuvor waren es 415 000 – und das trotz der Aschewolken, die der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausgestoßen hatte. Doch wie viele werden es diesmal sein, wenn vom 11. bis 17. April 2016 die 31. Ausgabe der Weltleitmesse für Baumaschinen stattfindet? So mancher Besucher mag sich mittlerweile die Frage stellen: Warum soll ich nach München reisen, wenn ich meine Informationen bequem online abrufen kann? Dementsprechend müssen Aussteller reagieren, wenn das Internet im Business-to-Business-Bereich immer stärker als Informationsquelle dient, um ihre Markenwelt attraktiv in Szene zu setzen. Um weiterhin mit Produkten und Dienstleistungen bei der Zielgruppe präsent zu sein, bedarf es einer deutlichen Präsenz auf allen relevanten Online- Kanälen und -Plattformen. Letztes Jahr erfuhr darum die Internetseite www.bauma.de einen Relaunch mit dem Ergebnis eines neuen Designs. Aussteller und Besucher finden nun in einer übersichtlicheren Navigation zentrale Informationen zur Messe. Darüber hinaus garantiert die neue Webseite eine flächendeckende Erreichbarkeit über alle mobilen Endgeräte. Außerdem ist die bauma in den sozialen Netzwerken vertreten, wie Facebook (facebook.com/baumaOfficial), LinkedIn (linkedin.com/company/ bauma-official), Twitter (twitter.com/ baumaOfficial) und YouTube (youtube. com/baumaMunich). Welche Innovationen und Lösungen werden präsentiert? Welche aktuellen Trends bewegt die Branche weltweit? Interessierte finden dort regelmäßig die neuesten Infos zur Messe.

Tickets für die bauma gibt es längst online unter www.bauma.de/messe/ besucher/ticket-kaufen. Besucher, die sich vorab registrieren, sparen dabei nicht nur Geld, sondern auch Wartezeiten vor Ort, weil sie direkt durch die Drehkreuze auf das Messegelände können. Ein weiteres Online-Tool, das die Besucher vorab bei ihren Planungen unterstützt, ist das Ausstellerverzeichnis unter www.exhibitors.bauma.de. Hier können sich Interessierte einen ersten Überblick über die Hallen und das Freigelände sowie detaillierte Informationen zu den Ausstellern und ihren Produkten verschaffen. Darüber hinaus haben Besucher die Möglichkeit, sich eine „Merkliste“ anzulegen, um ihren Messebesuch vorab perfekt zu planen. Denn auch 2016 wird es unmöglich sein, allen Ausstellern einen Besuch abzustatten – längst ist die bauma wieder ausgebucht. In vielen Bereichen musste eine Warteliste eingeführt werden. Klaus Dittrich, Vorsitzender der Gesch.ftsführung der Messe München, weiß um die damit verbundene Problematik: „Wie schon 2013 können wir auch diesmal leider nicht allen Wünschen nach Fläche oder Flächenvergrößerungen nachkommen.“ Natürlich werde versucht, möglichst vielen Unternehmen eine adäquate Teilnahme zu ermöglichen. Allerdings stoße man hier flächentechnisch leider an eine Kapazitätsgrenze. Denn die bevorstehende bauma belegt mit insgesamt 605 000 Quadratmetern das gesamte Münchner Messegelände. Darum offeriert die Messe München Unternehmen, die auf der Warteliste stehen, einen neuen Service. Sie können sich in den Online- Branchenkatalog der bauma aufnehmen lassen. Firmen ohne eigene Standfläche werden dort bei entsprechenden Produktkategorien gelistet. In einer speziell eingerichteten Lounge gibt es für sie die Möglichkeit, auf der Messe Gesprächstermine zu vereinbaren und wahrzunehmen. Selbst wenn heutzutage das Internet verstärkt als Informationsquelle dient, wollen sich Aussteller nicht von einer Messeteilnahme abhalten lassen. Das bestätigt auch eine Ausstellerbefragung durch TNS Emnid im Auftrag des AUMA, des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Dabei kam heraus: Unternehmen in Deutschland wollen in diesem und nächsten Jahr mehr Geld als bisher in Messebeteiligungen investieren. „Sicherlich muss manche Erhöhung des Messe-Etats auch Preissteigerungen auffangen. Unabhängig davon zeigt die Untersuchung aber, dass Messebeteiligungen in der deutschen Wirtschaft weiter eine sehr hohe Akzeptanz als Marketinginstrument haben. Denn man investiert auf Dauer nur dann mehr Geld, wenn der Nutzen stimmt“, kommentierte der AUMA-Vorsitzende Walter Mennekes die Umfrage. Auch andere Ergebnisse unterstreichen diese Einschätzung. Ausstellende Unternehmen geben gegenwärtig rund 44 Prozent ihrer Marketingbudgets im Business-to-Business-Sektor für Messebeteiligungen aus.

Dieser Anteil ist schon seit einigen Jahren stabil, obwohl das Spektrum der Marketinginstrumente, nicht zuletzt durch die Online-Medien, ständig größer wird. Dazu Mennekes: „Das ist nicht selbstverständlich, denn die meisten ausstellenden Firmen setzen auch eine Vielzahl anderer Instrumente ein, die aber offensichtlich als weniger wichtig betrachtet werden. Der persönliche Kontakt zählt eben mehr als vieles andere“. Das bescheinigte auch Marketingexperte Professor Manfred Kirchgeorg in einem Interview mit dem Handelsblatt: „Messen spielen zur Schaffung physischer sowie mit allen Sinnen erlebbarer Markenerfahrungen eine wichtige Rolle. Selbst die digitale Welt schafft es heute (noch) nicht, Interessenten zu einem Zeitpunkt und an einem Ort alle wesentlichen Markenangebote physisch erlebbar zu präsentieren. Hierin liegt die Stärke der Messen seit Hunderten von Jahren. Generell ist zu erwarten, dass trotz des Voranschreitens der Digitalisierung das persönliche Treffen von Menschen und die physische Produkterfahrung einen noch höheren Stellenwert erlangen wird – quasi als Komplement zur digitalen Welt. Hier können die Messen punkten, wenn sie die wertvolle Zeit der physischen Begegnung von Ausstellern und Besuchern effizient, bequem und mit adäquater Erlebnisatmosphäre gestalten.“ Darauf setzen auch die Aussteller der bauma, insbesondere wenn dort Großgeräte in Szene gesetzt werden, die in großen Rohstoffminen rund um den Globus anzutreffen sind und die das Publikum sonst eher nicht zu Gesicht bekommt. Die bauma spielt mit dem Image Größe – nicht nur, was Fläche, Aussteller und Besucher betrifft, sondern vor allem die Hauptattraktionen, welche Fans und Fachleute in ihren Bann ziehen. Maschinenkolosse wie ein 135-Tonnen-Bagger dürfen aus nächster Nähe begutachtet und berührt werden.

Das Betreten der Fahrerkabine wird zum Ereignis mit Eventcharakter. Haptische Eindrücke, verbunden mit emotionalen Erlebnissen, lassen sich durch digitale Medien eben nicht ersetzen. Doch beides gehört mittlerweile zusammen: Sofort wird das Selfie vor dem riesigen Muldenkipper- Reifen oder in der gewaltigen Baggerschaufel gepostet. Vom 11. bis 17. April geht es wieder darum, sich mit Produkten und Dienstleistungen so zu präsentieren und Alleinstellungsmerkmale gegenüber den Mittbewerbern herauszustellen, dass ein nachhaltiger Eindruck hängenbleibt. Doch was macht eine erfolgreiche Messe- Präsentation überhaupt aus? „Sie muss exakt unsere Marke widerspiegeln und das, was Caterpillar verkörpert. Unsere Besucher sollen sich herzlich willkommen und aufgehoben fühlen, wenn sie zu uns auf den Stand kommen. Wir richten unseren Messeaufbau daraufhin aus, dass unsere Messebotschaften verstanden werden, sich unsere Produkte leicht finden lassen und Besucher mit den Mitarbeitern schnell ins Gespräch kommen“, antwortete Geled Potts, der bei Caterpillar verantwortliche Messechef 2013, als das Deutsche Baublatt über das Messekonzept von Caterpillar und Zeppelin berichtete. Der Messeauftritt 2016 soll daran anknüpfen. Gerade weil Caterpillar weltgrößter Baumaschinen- und Motorenhersteller und einer der größten Aussteller der bauma ist, werden an den Messe-Auftritt entsprechende hohe Erwartungen geknüpft. „Diese müssen wir so gut wie möglich erfüllen und zeigen, dass Caterpillar zu Recht Markt- und Technologieführer ist. Allerdings geht es nicht nur darum, dass wir neue Technologien bieten, sondern unsere Innovationen müssen auch echte Innovationen sein, die sich dauerhaft bewähren“, verdeutlichte der verantwortliche Messechef. Aussteller wie Caterpillar und Zeppelin haben diesmal Technologien zur Prozessverbesserung auf der Baustelle in den Mittelpunkt ihres Standes in der Halle B6 gerückt – konkret soll dies anhand von Maschinensteuerungen, ob 2D oder 3D, veranschaulicht werden. Von Baumaschinen wird heutzutage erwartet, dass sie ihren Beitrag dazu leisten, die Produktionsabläufe auf den Baustellen zu beschleunigen. Hier setzt die ab Werk integrierte Steuerung an, die in immer mehr Cat Baumaschinen Einzug hält.

So wird das bestehende Grade Control bei den Baggern, eine 2D-Lageanzeige ab Werk, erstmals um eine halbautomatische Baggersteuerung ergänzt, die beim Planieren und beim Böschungsbau dem Fahrer das Arbeiten so erleichtert, dass er mit seinem Arbeitsgerät nur noch den Stiel steuert. Auslegerpositionierung und Löffeleinstellung erfolgen automatisch. Neue Assistenzsysteme bei den Dozern zeigen Längs- und Querneigung an, gleichen Nickbewegungen durch Bodenunebenheiten aus und steuern das Schild automatisch im gewünschten Böschungswinkel. In Richtung Effizienz zielt auch ein neues integriertes Wägesystem, wenn Lade- und Transporteinsätze eine akribische Kontrolle und Optimierung der Schaufeloder Lkw-Nutzlast erfordern. Was bislang für Cat-Mittelklasse-Radlader vorgesehen ist, wird in Zukunft auch in Cat Dumpern und Cat Baggern verbaut werden, wie Messebesuchern näher gebracht wird. Weil Baumaschinen nur in Kombination mit Serviceleistungen wirtschaftlich zu betreiben sind, widmen Caterpillar und Zeppelin den Dienstleistungen schon seit jeher einen großen Stellenwert. Digitalisierung betrifft im Zuge von Industrie 4.0 die Online-Ferndiagnose:

Dazu gehört das Auslesen, Auswerten und Analysieren von Informationen von Bagger, Radlader und Co. und welche Interpretationen und Rückschlüsse Betriebsdaten von Baumaschinen auf Leistung und Wirtschaftlichkeit zulassen. Schon heute verspricht die vernetzte Baumaschine effizientere Abläufe, höhere Produktivität sowie Kosteneinsparungen. Auf der bauma werden folglich die Vorteile des Flottenmanagements detailliert vorgestellt, die dem Unternehmer eine umfassende und flexible Überwachung seines Maschinenparks ermöglicht und dafür sorgt, dass Baumaschinen effizienter, sicherer und produktiver einzusetzen sind. Wie attraktiv eine Messe unter den Besuchern wahrgenommen wird, hängt stets von den Zukunftstrends ab, die dort als Innovationen vorgestellt werden. Umso fortschrittlicher diese sind und umso mehr Besucher die Arbeit, die Prozesse und Abläufe beim Einsatz von Baumaschinen wesentlich nach vorne bringen und diese noch wirtschaftlicher werden lassen, desto mehr empfinden Besucher ihre Messe-Teilnahme als erfolgreich.

Um mit bauma-Besuchern noch auf eine weitere Weise ins Gespräch zu kommen, führt die Messe München die digitale Plattform „bauma Open Innovation“ ein. Die Plattform ist nicht die erste ihrer Art. Für die ISPO wurde bereits ein ähnliches Konzept aufgesetzt. Sie gibt Ausstellern die Möglichkeit, bei Fragen rund um Innovationen auf das Netzwerk der Messe München zurückzugreifen. Darüber hinaus bietet sie Zugang zum Expertenwissen von mehr als zwei Millionen Besuchern. Der Hintergedanke: Integriert ein Unternehmen deren Wissen, Wünsche und Bedürfnisse frühzeitig in seine Innovationsarbeit, lassen sich Entwicklungszeiten sowie -kosten senken. Gerade für Application Scouting kann die Interdisziplinarität des branchenübergreifenden Netzwerks helfen, neue Anwendungsfelder für Produkte und Services zu identifizieren. Was dabei über den neuen digitalen Kanal herauskommt, wird dann vielleicht schon auf der bauma 2019 präsentiert.

Juli/August 2016