Aushängeschild für die Werkstatt

Mit dem Instandsetzungsprogramm Cat Certified Rebuild macht Zeppelin alte Cat Baumaschinen wieder fit und kann auf zahlreiche Generalüberholungen ganzer Maschinen oder nur ihrer Antriebsstränge verweisen.  Mittlerweile werden sogar Fremdfabrikate vom Zeppelin Service rundumerneuert. In den letzten Zügen ist derzeit ein Schaeff Radlader SKL 877, den Rororecycling aus Emmering von der Werkstatt der Niederlassung München wieder auf Vordermann bringen lässt. Bei der Baumaschine mit dem Baujahr 1996 handelt es sich um eine Kleinserie mit gerade einmal 50 Stück. Das Modell von Rororecycling ist laut Fahrgestellnummer 0101 sogar ein Prototyp. Die Maschine wird nicht mehr gebaut, ist aber unverzichtbar geworden für das Recyclingunternehmen. Denn die hochfahrbare Kabine will Geschäftsführer Thilo Ulses nicht missen.  

Geschäftsführer Thilo Ulses testet schon mal den neuen Fahrersitz.

Erstanden hat der Recyclingbetrieb den Radlader 2005 aus einer Insolvenzmasse heraus. Doch 2018 war die Baumaschine nicht mehr fahrtüchtig, sodass an einen weiteren Einsatz nicht zu denken war. Eine Alternative musste her. Eine vergleichbare Maschine mit hochfahrbarer Kabine, wie es der Umschlag von Schüttgütern, Rigips, Glas und Bauschutt sowie die Beschickung der Schredder-Anlage und von Walking-Floor-Lkw erforderlich macht, gab es nicht. „Wir können mit dem Gerät bis in 4,30 Meter Abkipphöhe entleeren, haben somit eine entsprechende Übersicht und können auch noch unter beengten Verhältnissen arbeiten“, so Geschäftsführer Thilo Ulses, der selbst das Gerät bedient. Die geforderten Aufgaben würde nur ein Radlader in der Ausführung mit Hochkippschaufel und High-Lift-Hubgerüst schaffen, der zwar durch Kameras Rundumsicht hätte, aber der Fahrer könnte nicht von oben aus sein Arbeitsumfeld so überblicken wie es bei dem SKL 877 der Fall sei. Außerdem wäre ein Radlader deutlich länger, was auf Kosten der Wendigkeit ginge, erklärt der Firmenchef. Eine Lösung könnte ein Teleskoplader sein. „Doch auch dieser wäre für unseren Einsatz nicht so gut geeignet. Insbesondere wenn er mit seiner Schaufel in Bauschutt reinfährt, würden Zylinder und Zylinderlager ausschlagen. Leicht würde er an den Ecken hängen bleiben und sich verbiegen“, befürchtet Ulses.

Die Baumaschine wird in der Regel in der Halle bewegt. Da kommt es auf einen kleinen Wendekreis an. „Als ich hörte, dass Zeppelin auch Fremdfabrikate instand setzt, hatte ich die Idee, es auch mit unserem alten Radlader zu versuchen. Denn dieser wird nicht mehr hergestellt. Wir sind auf ihn einfach angewiesen“, so der Geschäftsführer. 2018 hat die Zeppelin Niederlassung Hamm erstmals einen Atlas Mobilbagger überholt. Das war ein Novum und gleichzeitig der Startschuss, auch anderen Baumaschinen neues Leben einzuhauchen.

Den Rebuild übernahm Servicetechniker Benjamin Große von der Niederlassung München in Eigenregie.

Zeppelin Außendienstmeister Martin Hinterbrandner von der Niederlassung München machte sich erst ein Bild vom Zustand des SKL 877 vor Ort und ob so ein Rebuild überhaupt möglich ist. „Wir mussten erst einmal herausfinden, wer die Zulieferer von Motor, dem Fahrgestell, den Pumpen und dem Getriebe waren. Das war extrem aufwendig. Es gab lediglich ein Betriebshandbuch, auf das wir zurückgreifen konnten. Dann erst konnten wir die komplette Überholung durchkalkulieren und dem Kunden ein Angebot unterbreiten“, so Serviceberater Ralf Kraemer.

Hinzugezogen wurde die Hydraulikspezialisierung, die Zeppelin am Standort Bremen unterhält. Auch ein neuer Austauschmotor musste organisiert werden, der den Perkins-Motor mit 88 kW (120 PS) ersetzte. „Die Maschine wird auf den Stand der aktuellen Technik gebracht. Der Radlader stellt eine neuwertige Maschine mit mehr Komfort dar, die voll funktionstüchtig ist und wieder arbeiten kann“, verdeutlicht Ralf Kraemer. Den Rebuild übernahm Servicetechniker Benjamin Große in Eigenregie. Zur Hand ging ihm dabei Fabian Braehmer, Auszubildender zum Baumaschinenmechatroniker im ersten Lehrjahr.

Eine vergleichbare Maschine mit hochfahrbarer Kabine, wie es die Beschickung der Schredder-Anlage erforderlich macht, gab es nicht mehr.

Ausgerüstet haben sie den Radlader mit einer Zentralschmieranlage. Eingebaut wurde von ihnen ein neuer Sitz mit Höhenverstellung. Geändert wurde der Türanschlag: statt nach vorne geht die Tür zur Fahrerkabine nach hinten auf. Angebracht haben sie LED-Beleuchtung und die Elektrokabel waren so verschlissen, dass wir neue einziehen mussten. Wenn man das Relais suchte, wusste man nicht, wo es ist. Nur mit viel Suchen wurden wir dann fündig. Irgendwann hatten wir 40 Hydraulikleitungen nebeneinanderliegen und mussten diese alle wieder da einbauen, wo sie hingehören“, beschreibt Servicetechniker Benjamin Große die Aufgaben.

Die erste Probefahrt hat der Radlader schon absolviert. In den nächsten Tagen geht es an die Feinarbeit. Auf den Ausleger kommt etwa ein Aufkleber mit „Rebuild by Zeppelin“. „Die Maschine ist ein Aushängeschild für den Service von Zeppelin und die Werkstatt in München“, so Kraemer. Parallel läuft in der Niederlassung München eine Überholung eines Cat Muldenkippers 777. „Aktuell sind drei Großgeräte im Vorlauf und es gibt schon Anfragen, auch die Hydraulik eines Kettenbaggers 325 zu überholen, denn der Kunde will wie Rororecycling seine Maschine behalten“, führt Kraemer weiter aus. Wie wichtig der Radlader für das Unternehmen ist, zeigt sich daran, dass in der Zwischenzeit bereits ein weiteres Modell angeschafft wurde, das der Unternehmer in einem Onlineportal entdeckt hat. Es dient während des Rebuilds der Überbrückung. Auch wenn der Zustand nichts zu wünschen übrig ließ, so soll auch dieser Radlader von der Zeppelin Niederlassung München durchgecheckt werden.

Mai/Juni 2019